memory box
seit tagen bin ich auf der suche nach etwas, das ich einfach nicht finde.
ich bin eine begnadete sammlerin. was ich aufhebe, ist nichts besonderes, schon gar nichts kostbares. was mich fasziniert, sind die spuren des alltags. kleinigkeiten, die andere wegwerfen oder vergessen, sind für mich wahre schätze. anderer leute briefe, einkaufszettel, fotoschnipsel sind für mich wundertüten voller geschichten von menschen, die ich nie kennenlernen werde.
mit den jahren ist allerhand zusammen gekommen. diese kostbarkeiten sind mein tagebuch. ich bewahre sie in weissen kartons auf, mit jedem jahr wird es einer mehr. wenn ich etwas suche, krame ich in meinen fundstücken. immer wieder bin ich verblüfft, wie viel schöne dinge ich habe. und weil ich dabei ständig etwas finde, nach dem ich überhaupt nicht gesucht habe, dauert das finden von dem, wonach ich suche, eine ewigkeit.
das zum beispiel lag im karton von 1998. ich weiss nicht mehr, wo ich es her habe. jedes negativ ist nicht grösser als ein daumennagel und es scheinen fotos von menschen zu sein. seit ich die kleine scheibe heute nachmittag gefunden habe, telefoniere ich ein labor nach dem anderen durch. leider war bislang keines dabei, das die bilder hätte vergrössern können. und keines, das mir sagen konnte, was das für eine geniale kamera ist, die solche filme hat. da sitze ich nun, kribbelig bis in die fingerspitzen, weil ich so neugierig bin auf die bilder.
das andere wird noch etwas dauern. zwölf weisse kartons lang.