shit happens
das fotolabor von herrn kerner liegt fast vor meiner haustür.
als wir uns kennenlernten, war herr kerner zwanzig jahre jünger, ich assistentin bei einem fotografen. der kam aus südtirol, wo herr kerner zeit seines lebens urlaub macht, und so war ich vom ersten tag an seine »gitsch«. daran hat sich bis heute nichts geändert.
wer fotos zu entwickeln hat, die sagen wir, einer gewissen diskretion bedürfen, dem würde ich ein anderes labor ans herz legen. für alles übrige gibt es aber keinen besseren als meinen nachbarn. neugierig fragt er schon bei der abgabe, wofür man die bilder denn brauche und was so drauf sei, auf dem film. ein abholschein erübrigt sich, denn herr kerner kennt die fotos, noch ehe er sie entwickelt hat. kaum ist man bei ihm zu tür hinein, liegt schon das päckchen mit den richtigen bildern auf dem tresen. herr kerner hat eine dezidierte meinung zu den dingen, die bei ihm durch die maschinen laufen. so etwas wie »so schee is de fei a net, dass a mit dera an ganzn fuim vadandln miast«, zählt noch zu eher verhaltener kritik.
ich selbst habe das fotografieren nie richtig gelernt. viele jahre haben mir meine billigkameras gereicht und ans mittelformat wage ich mich schon lange nicht mehr heran. deshalb bin ich immer recht froh, wenn der etat eines auftrags, bei dem auch fotografiert werden muss, ausreicht, dafür jemanden engagieren zu können, der weiss, wie es geht. auch dieses mal. vergangenen freitag habe ich drei stunden lang dinge drapiert und arrangiert, gehoben und geschoben, der fachmann hat ausgeleucht, ich die dinge wieder umdrapiert und er sie schliesslich fotografiert. auf dem heimweg habe ich die filme gleich bei herrn kerner abgegeben. »wofür brauchts de buidln nachat?«, war seine einzige frage. etwas umständlich erklärte ich ihm, dass sie für einen folder für eine ausstellung seien, die es noch nicht gebe und die leute mit eben diesem folder lust bekommen sollten, sich mit eigenen objekten an der ausstellung zu beteiligen. »ah so, fiaran proschpekt brauchts as«, brachte herr kerner meine ausführungen auf den punkt. montag könne ich die bilder haben. »scharf müssen sie halt sein und schön bunt«, rief ich ihm noch von der strasse aus zu.
als ich heute morgen die fotos abholen wollte, war herr kerner sehr einsilbig. keine begrüssung, kein »ola, gitsch«, gar nix. wortlos knallte er mir die umschläge mit den bildern auf den tresen. noch ehe ich sie öffnen konnte, schnaubte er wütend »wuist mi du auf den arm nemma?«, und sein höhnisches »schee scharf sans scho deine buidln...« liess mich schliesslich schlimmstes befürchten.
tja, mein lieber moritz, genauso so ist es. schön scharf sind deine bilder schon. nur eines, das sind sie leider nicht ...(ra, 330 kb)
als wir uns kennenlernten, war herr kerner zwanzig jahre jünger, ich assistentin bei einem fotografen. der kam aus südtirol, wo herr kerner zeit seines lebens urlaub macht, und so war ich vom ersten tag an seine »gitsch«. daran hat sich bis heute nichts geändert.
wer fotos zu entwickeln hat, die sagen wir, einer gewissen diskretion bedürfen, dem würde ich ein anderes labor ans herz legen. für alles übrige gibt es aber keinen besseren als meinen nachbarn. neugierig fragt er schon bei der abgabe, wofür man die bilder denn brauche und was so drauf sei, auf dem film. ein abholschein erübrigt sich, denn herr kerner kennt die fotos, noch ehe er sie entwickelt hat. kaum ist man bei ihm zu tür hinein, liegt schon das päckchen mit den richtigen bildern auf dem tresen. herr kerner hat eine dezidierte meinung zu den dingen, die bei ihm durch die maschinen laufen. so etwas wie »so schee is de fei a net, dass a mit dera an ganzn fuim vadandln miast«, zählt noch zu eher verhaltener kritik.
ich selbst habe das fotografieren nie richtig gelernt. viele jahre haben mir meine billigkameras gereicht und ans mittelformat wage ich mich schon lange nicht mehr heran. deshalb bin ich immer recht froh, wenn der etat eines auftrags, bei dem auch fotografiert werden muss, ausreicht, dafür jemanden engagieren zu können, der weiss, wie es geht. auch dieses mal. vergangenen freitag habe ich drei stunden lang dinge drapiert und arrangiert, gehoben und geschoben, der fachmann hat ausgeleucht, ich die dinge wieder umdrapiert und er sie schliesslich fotografiert. auf dem heimweg habe ich die filme gleich bei herrn kerner abgegeben. »wofür brauchts de buidln nachat?«, war seine einzige frage. etwas umständlich erklärte ich ihm, dass sie für einen folder für eine ausstellung seien, die es noch nicht gebe und die leute mit eben diesem folder lust bekommen sollten, sich mit eigenen objekten an der ausstellung zu beteiligen. »ah so, fiaran proschpekt brauchts as«, brachte herr kerner meine ausführungen auf den punkt. montag könne ich die bilder haben. »scharf müssen sie halt sein und schön bunt«, rief ich ihm noch von der strasse aus zu.
als ich heute morgen die fotos abholen wollte, war herr kerner sehr einsilbig. keine begrüssung, kein »ola, gitsch«, gar nix. wortlos knallte er mir die umschläge mit den bildern auf den tresen. noch ehe ich sie öffnen konnte, schnaubte er wütend »wuist mi du auf den arm nemma?«, und sein höhnisches »schee scharf sans scho deine buidln...« liess mich schliesslich schlimmstes befürchten.
tja, mein lieber moritz, genauso so ist es. schön scharf sind deine bilder schon. nur eines, das sind sie leider nicht ...(ra, 330 kb)
nanunana | 23. August, 19:57 | topic: neues vom nachbarn